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Das Ding, das die Waren trennt

Wie ja schon angerissen, hat man als verantwortungsvoller Nutzer der deutschen Sprache so manches Mal Probleme, bestimmte Dinge zu bezeichnen. Besonders aufgefallen sind mir dabei bisher der "Pümpel" (nicht "Pömpel", dabei handelt es sich um meist aus Beton gefertigte vereinzelt stehende Straßenbegrenzungen, die sich vor allem in zerstörten Stoßfängern manifestieren) und der Warentrenner.
Zu letzterem fand sich folgender Zeitungsartikel in den Westfälischen Nachrichten vom 07.08.1998:

 

Echtes Sprach-"Loch": Diskussion um das "Dings"

Spejbl und Hurvinek

-dej- Senden. "Bitte geben Sie mir doch mal das... das Ding da. Diesen Trennstock!" Für alles hat die deutsche Sprache einen passenden Begriff auf Lager. Kaum jemandem fällt da auf, daß in fast jedem größeren Geschäft ein riesiges Loch klafft: Wie heißen die verflixten Klötzchen, die man auf dem Fließband vor oder nach seiner Ware plaziert, damit keine Mißverständnisse aufkommen? Die Kunden wissen sich meist zu helfen, wie unser Beispiel belegt. Not macht erfinderisch. Fehlen die Worte, wird auch schlicht und ergreifend auf den Plastik- oder Holzstab gezeigt, der in der Rille parallel zum Fließband auf seinen nächsten Einsatz wartet. Aber wie nennen die Fachleute eigentlich dieses praktische Helferchen? Die WN hörten sich in Sendens Geschäften einmal nach klugen Alternativvorschlägen um. Gleich beim ersten Versuch die prompte Auskunft: "Warenabtrenner!" Doch dann gerät Elvira Könning, Kassiererin im V-Markt, ins Grübeln. Ist das denn nun offiziell? Die zu Rate gezogene Marktleiterin Sigrun Förster reagiert auf die Frage mit Lachen. "Über dieses Problem hatten wir vor kurzem tatsächlich eine Diskussion. Schließlich haben wir uns auf 'Warenabtrenner' geeinigt. 'Kundenabtrenner' klingt so radikal."
Ein Besuch in Sendens Lidl-Filiale zeigt: Es geht noch radikaler! Schmunzelnd schlägt Filialleiterin Elke Wilke "Kundenteiler" vor. "Zwar gibt es wohl keinen Namen dafür, aber bei uns steht die Bedeutung wenigstens drauf", verweist sie auf den Schriftzug "Nächster Kunde". Völlig ohne Dekor kommen die vieldiskutierten Gegenstände nebenan im Aldi aus. Filialleiter Holger Weglage fällt auch keine zündende Idee ein: "Wir bekommen diese Dinger von der Zentrale, brauchen sie also nirgendwo zu bestellen." Eine Nachfrage in der Zentrale ergab, daß man dort "Trennstab" bevorzuge, Richtlinien gäbe es allerdings keine.
Bei Eckmanns an der Herrenstraße prangen bunte Werbe-Enbleme auf den Teilen. Während sich unter den Angestellten eine kontroverse Diskussion entwickelt, wird auch ein zufällig anwesender Wenko-Vertreter mit einbezogen. "Sie fragen aber Sachen!", lacht er achselzuckend, schließt sich aber der Mehrheit an und nennt die Teile Trenn- oder Trennungsstäbe. "Wir bekommen die Trennstäbe von den Firmen mitgeliefert. Aktuell haben wir einige von Pfanni", so das Team. Bei Pfanni will aber auch niemand etwas wissen: "Wir haben in einer Werbeaktion 'mal solche Gegenstände verschickt. Sie heißen Kassentrennstäbe, glaube ich", lautet die Auskunft auf telefonische Anfrage der WN. Bis sich also jemand 'mal einen geschickten Namen einfallen und patentieren läßt, bleibt es unter den Kunden wohl weiterhin bei "Dings", "Teil" oder "Stock". Ansonsten hilft Gestikulieren sicherlich weiter. Körpersprache ist auch eine Sprache.

 

 

Dem ist noch hinzuzufügen, daß auch der Radiosender "Eins live" sich des Themas bemächtigt hatte. Leider konnte ich selbst nichts davon hören, dafür aber hier verläßliche Angaben dazu:
"Zur Eins Live Sendung: Das Sendedatum muß Anfang dieses [1998] oder Ende letzten Jahres gewesen sein. Genauer kann ich es leider nicht bestimmen. Auch der Name der Sendung ist mir nicht ganz klar. War 100% eine X-Files-Verarschung. Das mit dem Namen: "Warentrennblöcke" bin ich mir vollkommen sicher. In der Sendung hatte vorher einer angerufen, der sie anders betitelt hatte (Namen weiß ich nicht mehr). Aber ich denke wir können uns da auf die Professionalität des Vertreters verlassen."

Inzwischen sind auch endlich Alternativbezeichnungen eingegangen.

Wie domanus-Jünger Sebastian sehr treffend vorschlug, sollte der Begriff "Warenschlußkantholz" eingeführt werden (er ist sogar sehr praktisch als "WaSchluKa" abkürzbar).

domanus-Jünger Karl hingegen weiß:
"Man soll's nicht glauben, das Ding heißt 'Kassenknüppel'."

Und zuletzt schrieb mir Hans-Jürgen:
"Zu der Diskussion um das kantige 'Dings' an den Supermarktkassen fiel mir bisher nur eine Bezeichnung - Warenteiler - ein.
Immerhin ist es kurios: Auch wenn man nur versucht, seine Funktion für andere in Worte zu kleiden, bricht sich so mancher die Gehirnwindungen.
Noch nicht einmal die Bezeichnung Kantholz passt halbwegs: Der Titel ist schon passender vergeben, und Holz ist auch nicht viel dran.
Sind wir wieder bei Kantenstab oder Dreikant- bzw. Vierkantstab. Wie denn nu? Man sieht, das Rennen ist noch nicht zu Ende. ;-))"

Netterweise bin ich in der Zwischenzeit mit einem echten Warentrennstab (so die Katalogbezeichnung) beschenkt worden. Hier der Beweis!

 

















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